Dr. Friederike Wille
Wissenschaftliche Koordinatorin
Forschungsprojekt
Bücher und Bilder: Die Medien der Divina Commedia und ihre Evidenzen.
Die bebilderten Manuskripte des Tre- und Quattrocento
Untersucht werden die je unterschiedlichen, komplexen Vernetzungen von
literarischem Text, Bild und Kommentar in den Manuskripten der Commedia im
14. und 15. Jahrhundert. Nicht nur die Topologien der Seiten und Aspekte
der mise en page (Rahmen, Ornament, Initialen, Schriftspiegel, Bilder)
sondern auch das Buch in seiner Materialität und Funktion, sowie seine
medialen Bedingungen wie der Akt des Blätterns werden in den Blick
genommen. Wesentlich ist außerdem die Analyse der je spezifischen
Verknüpfung mit Diskursen und Figurationen des Jenseits außerhalb des
Buches. Evidentia erscheint dabei als zentrale Kategorie, weil sich in ihr
Rhetorik, Wissensordnung und Weltordnung bündeln, deren Kohärenz Dante in
seinem Text postuliert und inszeniert. Die Spezifik von bebilderten
Büchern in ihrer ästhetisch wirksamen Verschränkung von Lesbar- und
Sichtbarmachung ist im Fall der Commedia-Manuskripte noch weiter
zugespitzt, da vor Augen gestellt ist, wofür Augenzeugenschaft postuliert
wird, die im Fall der Jenseitsreise an die poetische Inszenierung der
gewährten visio geknüpft ist.
Vita
Studium der Kunstgeschichte, Klassischen Archäologie und Mittelalterlichen Geschichte in München und Rom. Magisterabschluss und Promotion in Kunstgeschichte (Magisterarbeit „Giotto in Bozen? Die Fresken der Johanneskaplle im Bozener Dominikanerkloster“. Dissertation „Die Todesallegorie im Camposanto in Pisa. Genese und Rezeption eines berühmten Bildes“, ausgezeichnet mit dem Premio Nicoletta Quinto – Nachwuchspreis des Premio Internazionale Galileo Galilei der Universität Pisa). Die Qualifikationsarbeiten im Bereich der italienischen Malerei des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit verbinden historisch-kritische Materialanalysen mit Fragen nach der gesellschaftlichen und politischen Relevanz und der spezifisch ästhetischen Visualisierungsleistung von Bildern als Medien öffentlicher Kommunikation. 1990 bis 1995 wissenschaftliche Assistentin am Kunsthistorischen Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München. 1996 bis 1998 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kunstgeschichtlichen Institut der Goethe – Universität in Frankfurt/Main. 1999 Mitarbeiterin bei Mavis-Film, München. 2000 bis 2002 Universitätsassistentin am Kunstgeschichtlichen Institut der Paris Lodron – Universität in Salzburg, dort Leitung der kunsthistorischen Bibliothek. 2002 bis 2007 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungskolleg / Sfb 427 Medien und kulturelle Kommunikation der Universitäten Köln, Bonn und Aachen (Interdisziplinäres Projekt Divina Commedia. Text-Bild-Kommentar). 2007 bis 2011 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kunstgeschichtlichen Institut der Goethe-Universität in Frankfurt/Main. Dort Nominierung für den Universitätspreis Exzellenz in der Lehre. Seit 2012 wissenschaftliche Koordinatorin der Kolleg-Forschergruppe BildEvidenz.
Forschungsschwerpunkte
- Kunst und Bildkultur des italienischen Trecento
- Christliche Ikonographie und Medien-/Bildgeschichte
- Imaginationen und Visualisierungen des Jenseits
- Mittelalterliche Buchmalerei / New codicology: „Text und Bild“ im methodischen Zugriff kunsthistorischer Forschung
Publikationen
Kunst der Dantezeit. Diskurse und Figurationen, hg. v. Klaus Krüger und Friederike Wille, München: Wilhelm Fink (Herbst 2020).
Grenzgänger. Mittelalterliche Jenseitsreisen in Text und Bild, hg. v. Gerald Kapfhammer und Friederike Wille, Bielefeld: transcript (Herbst 2020).
Dante in der bildenden Kunst, in: Eduardo Costadura (Hg.), Dante, ein
offenes Buch, Berlin/München: Deutscher Kunstverlag 2015, S. 59-73.
Die Todesallegorie im Camposanto in Pisa. Genese und Rezeption eines berühmten Bildes, München: allitera 2002.
KontaktFriederike WilleKolleg-Forschergruppe BildEvidenz Arnimallee 10 Zimmer 204 |