Monika Schmitz-Emans

Prof. Dr. Monika Schmitz-Emans

Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
Ruhr-Universität Bochum

Aufenthalt

Februar 2017 – März 2017

Forschungsprojekt

Bildersammlungen im Rahmen literarischer Texte: Sammelobjekte, Medien des Sehenlassens, inszenierte Störfaktoren

Als Konstruktionen aus von Texten gerahmten Bildern nehmen literarische Photo-Texte vielfach explizit, letztlich aber stets zumindest implizit Bezug auf den Evidenz-Diskurs, auf das Interesse des Betrachters an dem, was sich da zu zeigen scheint, auf die Idee eines „Fensters“ zur Wirklichkeit. Im Bereich der literarischen Photo-Texte gibt es aber auch ein breites Spektrum von inszenierten Bild-Störungen, von Unschärfen und arrangierten Fehlbeständen. Das Fehlen von Bildern wird dann jeweils von der Rahmung suggeriert: vom Text, von der Lücke zwischen sichtbaren Bildern, vom Text-Bild-Ensemble. Arrangements ganzer Bilder-Sammlungen in literarischen Texten werden gerade in jüngerer Zeit verstärkt unter Bezug auf Theorien des Sammelns sowie auf aktuelle und historische Sammlungspraktiken gestaltet. Infolge des verstärkten Interesses an Praktiken des Exponierens, Arrangierens, Zeigens von Sammlungen, insbesondere seitens der neueren Museologie, wird das Konzept der arrangierten und gezeigten Sammlung zum werkästhetisch signifikanten Modell; literarische Werke präsentieren sich vielfach als Rahmen, die arrangierte Bilder-Sammlungen aufnehmen und zeigen – respektive, die in Sammlungen ihre Ergänzung oder Fortsetzung bilden. Dazu sind drei Fallstudien geplant.

( a ) Im Oeuvre von Gerhard Roth finden sich Texte und Photos werkübergreifend immer wieder miteinander verknüpft. Gerade hier läßt sich die Umakzentuierung der Sammlung von einem primär produktions- zu einem werkästhetischen Konzept gut beobachten – eine Verschiebung, die zudem explizit thematisiert wird. ( b ) Umberto Eco gestaltet diverse seiner Bücher im Zeichen des Versuchs, durch Arrangements von Gesammeltem enzyklopädische Bestände zu zeigen; dies gilt für seine Bildbände wie für einzelne Romane, wobei das Verfahren selbst ebenso wie seine ‚enzyklopädische‘ Tendenz wiederholt zugleich selbstreflexiv thematisiert werden. ( c ) Bei Orhan Pamuk erfolgt in ‚Erweiterung‘ eines enzyklopädischen Romans („Das Museum der Unschuld“ über eine Sammlung eine originelle und konsequente Ausweitung des Buchs qua ‚Expositionsraum‘ in ein gleichnamiges Museum hinein.

Forschungsschwerpunkte

  • Literatur und Bilder
  • Poetiken der Moderne und der Gegenwart
  • künstlerische Buchgestaltung und Buchliteratur

Publikationen

Die Literatur, die Bilder und das Unsichtbare. Spielformen literarischer Bildinterpretation vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Würzburg 1999

Literatur-Comics. Adaptationen und Transformationen der Weltliteratur. In Zusammenarbeit mit Christian A. Bachmann. Berlin, Boston 2012

Monika Schmitz-Emans/ Achim Hölter (Hg.): Literaturgeschichte und Bildmedien. Heidelberg (Synchron) 2015.

Monika Schmitz-Emans/Christian A. Bachmann/Laura Emans (Hg.): Bewegungsbücher. Spielformen, Poetiken, Konstellationen. Berlin 2016

Sammeln als Thema und als poetologisches Modell: über Poetiken des Sammelns und literarische Sammlerfiguren bei J. W. Goethe und Orhan Pamuk. In: Comparatio. Zeitschrift für Vergleichende Literaturwissenschaft 9 (2017), Heft 1, S. 41–59.

Kontakt

Monika Schmitz-Emans

Kolleg-Forschergruppe BildEvidenz

Arnimallee 10
14195 Berlin