Prof. Dr. Helmut Müller-SieversUniversity of Colorado Boulder, Germanic & Slavic Language & Literature |
Aufenthalt
August – November 2017
Forschungsprojekt
Meine Forschung in diesem Herbst ist dem literarischen Realismus des 19. Jahrhunderts gewidmet, insbesondere der Frage, wie er Evidenzen dar- oder gar bereitstellt. Die Vermutung ist, dass der vielberufene Wirklichkeitsbezug der Romane von Dickens bis Sinclair weniger auf der Erarbeitung und Darstellung eines dokumentarischen Fundus oder auf der Erzeugung eines Realitäts-Effekts beruht, sondern auf der Einstimmung des Erzählens in den Rhythmus des Erscheinens. Der Roman des 19. Jahrhunderts ist wesentlich Fortsetzungsroman; er erschien in wöchentlichen oder monatlichen Lieferungen und wurde so erzählt, dass sich Spannungsbögen ergaben, die sich zwar über die Zäsuren wölbten, das Erinnerungsvermögen der Leser aber nicht überforderten. Diese Überlagerung von Unterbrechung und Kontinuität, die auch andere industrielle Prozesse charakterisiert, ist, so die Hypothese, die eigentlich realistische Dimension dieser Erzählkunst, die ihre gegenwärtige Apotheose im seriellen Erzählen des Postfernsehens findet.
Forschungsschwerpunkte
- Geschichte der Philologie
- Romantheorie
- Technikgeschichte und Literatur
Publikationen
The Science of Literature. Essays on an Incalculable Difference. Berlin / New York: de Gruyter 2015.
„The Ecstasy of the Object. Friedrich Kittler and Rudolf Heinz’ Pathognostik.“ In: German Studies Review 38/1 (2015), 135 – 138.
“The Curse of Technics: A Gloss on the World-Curse in Goethe’s Faust.” In: MLN 131 (2016), 656 – 661.
“Kontingenz und Latenz. Maschinen im Raum der Welt.” In: Reto Rössler, Tim Sparenberg, Philip Weber (eds.) Kosmos und Kontingenz. Eine Gegengeschichte. München: Fink 2016
KontaktHelmut Müller-SieversKolleg-Forschergruppe BildEvidenz Arnimallee 10 |