Eva Wilson

David Brewster, Linsenstereoskop, 1856

David Brewster, Linsenstereoskop, 1856

Eva Wilson, M.A.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin (Juni 2012 – Mai 2016 u. Dezember 2019 – Mai 2020)

Forschungsprojekt

1831 machte der schottische Physiker in seinem Treatise on Optics die physikalisch begründete Unterscheidung zwischen „realen“ und „virtuellen“ Bildern. Bezeichnend für virtuelle Bilder ist demnach, dass sie nicht medial aufgefangen oder gespeichert werden können, und damit keinen materiellen Ort haben. Im Spiegel (beziehungsweise perspektivisch ‚hinter’ dem Spiegel) erscheinende Reflektionen sind in diesem Sinne virtuelle Bilder: sie erscheinen an einem Ort, an dem sie physisch nicht sind. Fotografie und Projektion gelten dagegen als reale Bilder, die auf einem Trägermedium (etwa die fotografische Platte oder Projektionsfläche) aufgefangen werden können. Brewster und seine Kollegen innerhalb der britischen Wissenschaftslandschaft beschäftigten sich nicht nur theoretisch mit dieser einschneidenden ontologischen (Neu-)Bestimmung des Bildes. Vielmehr waren es ihre Erfindungen im Bereich optischer Medien – das Stereoskop, das Kaleidoskop, frühe Experimente der Farbfotografie, etc. – die den Denkraum dieser Epistemologie erst eröffneten. Ein halbes Jahrhundert später – 1889 in Matière et mémoire – taucht der Begriff der Virtualität und die Wendung „virtuelle Bilder“ erstmals im Werk Henri Bergsons auf. Kernfrage des Dissertationsvorhabens ist die Erarbeitung einer Ontologie des Virtuellen und ihrer Medien im Kontext der Experimentalkultur der Mitte des 19. Jahrhunderts unter Einsatz von optischen Produkten, die innerhalb ihres historischen Kontexts als ‚virtuelle’ und ‚reale’, ‚falsche’ und ‚latente’ Bilder verhandelt werden.

Vita

Studium der Kunstgeschichte, Kulturwissenschaft und Philosophie an der Freien Universität und Humboldt-Universität zu Berlin. 2004-2011 künstlerische Assistentin von Olaf Nicolai, 2008-2011 studentische Hilfskraft im Exzellenzcluster „Languages of Emotion“ im Projekt „Die Wirklichkeit bildlicher Affektdarstellungen“ (Leitung: Prof. Dr. Klaus Krüger). 2011-2013 Kuratorin bei der Kunststiftung Thyssen-Bornemisza Art Contemporary (TBA21), Wien, 2014-2015 Direktorin des Schinkel Pavillons Berlin und 2017-2018 Redakteurin der documenta 14, Athen und Kassel. Mitherausgeberin der Publikationsreihe “ ” (quotationmarkquotationmark.com, NERO, Rom, seit 2018). 2012-2016 und 2020 wissenschaftliche Mitarbeiterin der Kolleg-Forschergruppe BildEvidenz.

Forschungsschwerpunkte

  • Fotografie und Stereoskopie des 19. Jahrhunderts
  • Raum, Simulation und Virtualität 1850-1950
  • Zeitgenössische Kunst und kuratorische Praxis
  • Publizieren als künstlerische Praxis

Publikationen

Exclusion Zones, in: Ge(ssenwiese) K(anigsberg), Library for Radioactive Afterlife, Susanne Kriemann, Künstlerbuch, Spector Books, Leipzig (im Erscheinen)

None, Not, Ever (über Cerith Wyn Evans) und Bovine Intervention (über SUPERFLEX), in: The Commissions Book, TBA21, Sternberg Press, Berlin (im Erscheinen)

Preparing the Arrival of the Geodes, in: 7 Postcards for Innsbruck, Olaf Nicolai, Katalog, Spector Books, Leipzig (im Erscheinen)

Publikationsserie “ ”, herausgegeben mit Adam Gibbons, NERO, Rom, seit 2018

Echo Chambers, Radicality as Style, and Bell Systems’ Laboratory of Transgressions, in: The Legacy of Transgressive Objects, hg Katja Müller-Helle, August Verlag, Berlin 2018

Trapped in the Dream of the Other (über Revital Cohen und Tuur Van Balen), in: The Work of the Wind: Land, hg. Christine Shaw und Etienne Turpin, K-Verlag, Berlin 2018

Stepping into the Same River Twice: Mario García Torres’s The Way They Looked At Each Other, in: Mario García Torres. An Arrival Tale, hg. Cory Scozzari und Daniela Zyman, Sternberg Press, Berlin 2017

Hinter den Spiegeln. Virtualität und virtuelle Bilder im 19. Jahrhundert, in: Periphere Visionen. Wissen an den Rändern von Fotografie und Film, hg. von Heide Barrenechea, Marcel Finke und Moritz Schumm, Paderborn 2016.

Kontakt

Eva Wilson

Kolleg-Forschergruppe BildEvidenz

Arnimallee 10
14195 Berlin

Homepage am KHI